Ich war zum Start der Saison 2003 auf Santorini.

Oft drübergeflogen, viel gelesen, Internet gecheckt- einmal wollte ich halt für eine Woche zum Testen hin.
Der Flug war ein Nur-Flug-Angebot. Habe mir im Internet ein Appartement in der Nähe von Thira auf der santorin-homepage, der Hauptstadt gesucht- leider ein Fehler. Dieses lag an der einzigen Hauptverkehrsstrasse der Insel, auf der sich zu allen Zeiten Mofas und Laster gejagt haben und auch noch den letzten Schwung auf den Berg genutzt haben.
Transfer:

Taxi am Flughafen geschnappt (kein Problem, neuer Flughafen, warten dort alle) und zum Appt. geht prima.

Aber der Reihe nach....


Die Insel:


Santorin muß man sich vorstellen wie ein umgekipptes Tortenstück!


Die steile Seite ist die "Caldera", der Kraterkessel, bekannt aus den unzähligen Postkarten. Dort hängen die Appartements und Hotels wie die Schwalbennester am Vulkanhang. Auf dieser Seite geht auch die Sonne unter, deswegen Caldera-View und die vielen Häuser in Thira, Immovergli und Oia.

Am Fuße der Caldera befinden sich in Thira und am einen Ende der Insel die Häfen, in denen die Fähren und Kreuzfahrtschiffe anlegen.

Der Hafen von Thira ist mit einer Seilbahn (Alpenähnlich) und den berühmten Treppen mit der Oberstadt verbunden. Hier werden auch den Touristen die Mulis/Esel von den Eseltreibern angeboten. Auf Tragesitzen wird man die vielen vielen Stufen für viele viele Euro hochgetragen. Davon leben viele Familien auf Santorin.

Die anderen leben von den Cafés auf der Kraterkante- und zwar gut. Ein Cappucino für € 4,10 mit Sonnenuntergang war der Spitzenreiter. Preiswert essen ist nur in den hinteren Gassen empfehlenswert.


Dort zwischen Touristnkrams, Goldschmuck etc. findet sich das eine oder andere gute Restaurant, zum Beispiel das "Noussa" in der 2. Gasse. Hoch oben im Obergeschoß kann man hier noch griechisch speisen. Überhaupt ist Thira ziemlich „versaut“. Die Kreuzfahrtschiffe + Ausflugsbusse spucken die Menschen aus, die mit ein paar Stunden Aufenthalt Santorin erleben und den Sonnenuntergang sehen wollen -und werden gnadenlos ausgenommen. Von griechisch authentisch ist da nicht mehr viel zu sehen. Thira ist an vielen Stellen nur noch hektisch und unangenehm lauf (Durchgangsverkehr, Inselknotenpunkt, Busbahnhof).
Wer den Sonnenuntergang nicht in Thira sehen will, fährt (mit Linienbus oder mit geführter Tour) nach Oia. Auch dort schwalbennestartige Bebauung, nette Gassen mit etwas Kunsthandwerk, und Massen an Leuten , die nachmittags einfallen, um den Sonnenuntergang an dieser Inselspitze zu fotografieren. Man trifft dort binnen 20 min. alle Sprachen dieser Welt. Wer´s mag...

Fazit: Die Calderaseite mit den Orten ist ideal für Verliebte mit großem Geldbeutel, die es genießen, den ganzen Tag in der Sonne auf der Terrasse Ihres kleinen Appartements mit atemberaubenden Blick auf die Steilküste unter Ihnen zu verbringen. Und abends ggf. etwas essen zu gehen. Schwimmen ist nicht möglich bis auf einen Miniplattformstrand in Oia, den ich aber nie besucht habe. Zum Schwimmen muss man auf die andere flache Inselseite.

Die andere Seite der Insel ist die bis auf Meeresniveau leicht abfallende andere "Tortenseite".
Dort befinden sich die 2 Badeorte Kamari und Perissa. Zwischen beiden erhebt sich ein hoher Berg, auf dessen Gipfel die wirklich sehenswerte Ausgrabungsstätte "Alt Thira" liegt (Nur ganz früh zu empfehlen, da kaum ein Baum oder Strauch Schatten spendet. Der Eintritt ist frei, man kann mit dem Auto von Kamarai hochfahren oder wie einige durchtrainierte Unentwegte auch hochlaufen. Dort gibt es aber zumindestens in der Vorsaison am Parkplatz nix zu trinken, also reichlich Wasser einpacken! Keinen Stein einpacken und die Wege nicht verlassen. Ist bewacht und die Aufseher kennen da keinen Spaß).

Die Ebene zwischen der Kante der Caldera (Thira) bis zu der zum Meer abfallenden Küste kann man getrost als trostlos und uninteressant betrachten: Felder, Trockenflächen- nix. In der flachen Ebene am Wasser liegt dann, parallel zur Inselkontur, der Flughafen, so dass die Jets neben Thira parallel, nicht darüber, starten.
Nicht aber so in Kamari. Die linke Hälfte des Ortes, zur See gesehen, gehört zur Einflugschneise. Die Jets sinken auf dem Meer Richtung Insel bis auf Landeflughöhe ab, fliegen auf Kamari-Beach und den eben geschilderten Berg Profis Ilias zu, drehen dann auf dem Wasser scharf rechts ab und fliegen dann in einer Rechtskurve parallel zum Strand ein. Das ist zeitweise spannend, in der Hochsaison aber bestimmt ziemlich nervend, wenn man dort wohnt. Also im Zweifel ein Quartier Richtung Berg suchen. Quartiere und Rooms for rent Schilder findet man überall, sollte eigentlich auch in der Hauptsaison nicht das Problem sein. Preisniveau: mittel bis hoch.

Kamari hat schwarzen Sand, den man schon im Frühjahr nicht ohne Latschen betreten konnte, sonst Füße verbrannt. Die Ministraße am Strand ist ausgebaut worden und eine Art Fußgängerzone mit Palmen/Bäumen ist dort entstanden, die mit einer Mauer etwas erhöht liegt. Daran findet man Tische+ Stühle der angrenzenden Cafes.
Entlang dieser kleinen Straße habe ich damals glaube ich 39 Tavernen und Bars/Restaurants auf den 2,5 km gezählt.
Klar: Die Hotels in erster Reihe, zumal mit Pool, sind beliebt- und auch happig teuer. Wie auch überall die Getränke dort kein Schnäppchen sind. So etwas kannte ich in der Größenordnung nur von Kreta. 6-8 Rollerverleiher buhlen um die Kunden (50 ccm, ca. € 12,-/Tag,feilschen und Funktions-/Bremstest machen!).
Ein Linienbus verbindet ca. alle 15-20 min Kamari mit Perissa und jagt über die eingangs beschriebene Straße nach Thira und zurück. Auch abends gibt es circa 23:00 Uhr (hängt von der Saison ab) noch einen letzten Bus zurück nach Kamari. Los ist hier etwas auf jeden Fall: Beachsports, Flirten, Tanzen, junges Publikum. Um den Berg herum fährt ein Miniboot, so dass man nach Perissa auf der anderen Bergseite auf dem Wasserwege gelangen kann.

Preis weiß ich leider nicht, das Boot startete am letzten Tag meines Aufenthaltes die Saison. Sonnenuntergang gibts in Kamari & Perissa nicht- zumindestens nicht am Strand, denn die Sonne geht im Rücken auf der anderen Inselseite, den steilen Tortenstück Caldera, unter. Also am Strand sitzen und Sonnenuntergang nur im Rücken. Dafür hat man die Morgensonne.

Im Gegensatz zu Kamari ist Perissa nebenan eher ein langer mittelsandiger Strand, an dem teilweise Tavernen liegen und im Hinterland durch Stichstrassen die Hotels/Studios. Also nicht so ein eher kompakter Ortskern wie Kamari, sondern langestreckter und ruhiger. Hier auch nicht so viele Kneipen/Tavernen, aber m.E. ausreichend. Auch hier Rollerverleih vorhanden. Das Ganze halt sehr langgestreckt, etwas ruhiger, aber bestimmt am Strand ganz prima. Vorteil: Die Flugzeuge kommen da nicht so nahe vorbei, weil der Berg davor ist. Was da abends los ist weiß ich leider nicht.

Ein Wort zum Autoverkehr auf Santorini: Helm auf dem Roller ist Pflicht und ich kann jedem nur raten, trotz der Hitze, den auch zu tragen. Die Straßen sind griechisch schlecht und ich habe noch nie in Griechenland auf einer Insel so rücksichtlose Raser wie die Santoriner erlebt. Egal ob Taxi oder Bus: nix mit Sicherheitsabstand beim Überholen etc. Fahre lange Motorrad- aber das fand ich teilweise gar nicht mehr lustig.

Ausflugsmäßig hat man nach einer Woche Langeweile auf der Insel.
Ein Tag Oia sollte man einplanen. Aber mal anders als die Touristen und ganz früh von Thira, immer am Kraterrand entlang, bis nach Oia die Strecke laufen! Traumhaft! War ja im Mai da und bin durch ein Blütenmeer, immer an der steil abfallenden Caldera lang, gelaufen. Dafür sind aber feste Trekkingschuhe und Wasservorräte + Sonnenschutz Pflicht. Teilweise Wege durch Geröll und Lavahänge, aber einmalig.

Am Ortseingang von Oia schon einkehren, weil da nicht so viele Touris sind, und nachher den Sonnenuntergang genießen und sardinenmäßig im „international überfüllten“ Bus bis zum Omnibusbahnhof Thira zurück.

Auch nett ist es mit dem Roller nach Pyrgos zum Kasteli (Burg) zu fahren. Wird von einem total netten Ehepaar bewirtschaftet. Prima Blick über die ganze Insel, selbstgemachter Kuchen, und ein nettes Gespräch gratis dazu (englisch oder griechischer Grundwortschatz!).

Desweiteren gibt es die täglich mehrmals stattfindenden touristischen Bootstouren zu den Inseln im Krater, wo noch vulkanische Aktivitäten inkl. Schwimmen im schwefligen Wasser zu bestaunen sind. Preise differieren je nachdem, ob man am Hafen (Hafen Thira oder der Haupthafen der Insel) einsteigt oder den Busshuttle in Anspruch nimmt. Größter Anbieter (aber auch am teuersten) ist Kamari-Tours. Aber es gibt auch noch andere. Am besten vorher gut vergleichen.

Dann gibt es noch den Red Beach, eine steile rote Lavafelswand mit ebensolchen Strand und brüllender Hitze. Ganz Unerschrockene legen sich direkt am Fuß der Wand hin. Was ein kleiner Stein aus 40 m Höhe anrichten kann ist denen anscheinend nicht bewusst. Egal: Hin, sehen, Foto, evtl. kurz baden - und weg.


Ganz in der Nähe ist aber die große Ausgrabungsstätte und daneben am Kies-Strand (Parkplatz) die Höhlentavernen. Mal am Strand rechts langschlendern, nach den Gerichten des Tages (Fisch) fragen und einkehren. Hier findet sich teilweise noch echte griechische Gastfreundschaft. Vor allem dort, wo alles noch nicht ganz so perfekt aussieht. Wer dann einmal dort ist, wird wissen, welches Restaurant ich meine.

Entfernungen:

Die Distanzen auf der Insel sind schnell mit dem Roller überwunden, ca. 1,5 h mit vielen Fotopausen von Kamari bis Oia gehen schnell vorbei. Kamari/Thira 20 min. Perissa/Thira dauert etwas länger, weil man um ein paar Berge nach Thira fahren muß.

Fazit: Santorin mal gesehen zu haben ist schön, aber einmal reicht für denjenigen, der mehr von dem echten Griechenland kennt oder kennenlernen will.