Sardinien Nord

Anfang Mai ist eine der schönsten Reisezeiten für Sardinien.
Es kann zwar hin und wieder etwas nieseln, dafür entschädigen einen aber die saftig grünen Hügel und Unmengen von Blumen.

Wir sind preiswert ab SXF mit Easyjet nach Olbia geflogen. Den Mietwagen habe wir für die 4 Tage für 111 Euro gleich (als Frühjahrssonderoffer bis Ende Mai) über die Easyjet-Buchung mit dazugebucht (Europcar ist Koop.-Partner von Easyjet vor Ort).

Olbias Anflug von Osten vom Meer her ist sehr schön. Wenn es geht, auf der rechten Seite des Fliegers Sitze ergattern, dann kann man bei guter Sicht die Bucht von Olbia und die nördlich gelegene Costa Smeralda von Flieger aus sehen.
Olbia Airport ist klein und überschaubar, gleich rechts außerhalb ist der Pavillon, in dem alle Mietwagenfimen sitzen, direkt dahinter der große Parkplatz zum Ein- und Auschecken der Mietwagen.

Wichtig beim Mieten eines Mietwagens:

a) derjenige, der gebucht hat, muss auch Inhaber der Kreditkarte sein (z.B- VISA) die dort vorzulegen ist (Kaution zur Deckung des Kasko-Eigenanteils ), und muss auch der Fahrer sein. Dafür wird der Führerschein im Original verlangt. Kopien werden nicht anerkannt.

b) Soll die Begleitung auch fahren dürfen, muss dieser Beifahrer ebenfalls unter Vorlage seines Führerscheines in den Mietwagenpapieren eingetragen werden.

c) in Italien wird ruppig geparkt. Unbedingt bei er Übergabe des Wagens alle Schäden innen (Flecken Polster, Brandlöcher?) und außen (Schrammen/Beulen) in das Übergabeprotokoll eintragen lassen. Wenn das nicht drinsteht, wird man bei der Wagen-Rückgabe nämlich automatisch als Verursacher angenommen und ggf. über den Eigenanteil zur Reparaturübernahme verpflichtet (wobei gleich die Kreditkarte nachbelastet wird).

d) teueres Tanken vermeiden. Der Wagen wird vollgetankt (Tankstand prüfen) übernommen. So sollte er auch zurückgegeben werden und man sollte alle Tankbelege während der Tour aufheben. Nicht vollgetankte Wagen werden nämlich unter zusätzlichen Gebühren, die auch noch von der Kreditkarte abgezogen werden, für den nächsten Mieter vom Vermieter vollgetankt. Mit einem vollgetankten Wagen kurz vor Airport vermeidet an diese Kosten und kann im Zweifel anhand der Belege den Verbrauch und den somit voll abgegebenen Wagen mit dem gefahrenen Kilometern plausibel nachweisen.

e) fehlende Warnweste und Erste-Hilfe-Kasten führen auch dort zu Bußgeldern bei Polizei-Kontrollen. Also auch deren Vorhandensein checken und ggf. den Wagen nachbestücken lassen.

Nachdem man nun den Wagen hat, geht es auf der Umfahrungsstraße Richtung Norden zum Golfo Aranchi. Hierfür reicht zur Orientierung erst mal ne grobe Karten wie sie z.B. als flipmap dem Reiseführer Sardinien von POLYGLOTT beiliegt.

Doch später braucht man bessere Orientierung, gerade wenn man mal etwas abseits entdecken und ausprobieren will.

Eine bessere Karte, sehr detailliert und die Beste, die wir auf der ganzen Insel gefunden haben, ist die Karte "SARDINIA - Sardinias Beaches, Istituto Geografico DeAgostini. ISBN 88-511-0645-2, Euro 7,50, Ausgabe "North". Auch in Deutschland bestellbar. Sehr detaillierte Darstellung in 1:200.000, mit der wir uns kein einzige Mal verfahren haben. Die anderen gesichteten Karten waren nur sehr oberflächlich und wiesen teilweise kleinere Straßen gar nicht auf. Die vorab erwähnte gute Karte geht bis zur Inselmitte (Westküste ca. 20 km südlich Bosa, Ostküste ca. Höhe Dorgali.
Wer den Süden bereisen möchte, kann die Südküstenkarte unter der ISBN 88-511-0646-0 kaufen/bestellen (auch € 7,50).

Nach der Umfahrung von Olbia biegt man nach Norden ab und folgt der Ausschilderung zur Costa Smeralda. Wer sich diese bekannte Küste mit ihren Badeorte anschauen möchte, fährt immer weiter geradeaus und Ri. Porto Cervo. Wir sind aus Zeitgründen bereits bei Portisco nach Arzachena und dann nach Palau weitergefahren. Palau ist ca. 30 km von Olbia entfernt und der Fährhafen auf die vorgelagerte Insel La Maddalena. Freitag war hier am Hafen ein größerer Wochenmarkt, auf dem man u.a. inseltypische Produkte wie Wurst, Käse und Schinken kaufen kann. An der kleinen Orts-Hauptstraße Via Nazionale 48 befindet sich auch der Buchladen "La Liberia de Isola", in dem man die oben empfohlenen Inselkarten kaufen kann.

Zwischendurch ein Wort zu den Straßen: Wir sind selten auf einer Reise auf so gut ausgebauten und gepflegten Straßen wie auf dieser Insel unterwegs gewesen, die auch laufend repariert und instand gehalten werden. Hervorragend!

Das nächste Ziel war die nördlichste Spitze der Insel, Capo Testa mit dem Leuchtturm. Die vom Wind und Meer geformten Sandsteinformationen sind ein wahnsinnig tolles Fotomotiv. Zuerst muss man in den kleinen und netten Ort Santa Teresa Gallura, der gut für eine Rast und Cappucino geeignet ist, fahren. Im Sommer ist dem Anschein hier ne Menge los.

Im Ort geht dann die Straße links zum Kap ab. Erreicht man den Leuchtturm am Nordkap, ist davor eine Wendekreis, ein paar Parkplätze und ein Imbiß. Tipp: Gleich nach Durchschreiten des Tores rechts an der Küste auf dem Saumpfad halten. Man umläuft so unterhalb des Leuchtturms das gesamte Kap und hat unten am Wasser tolle Fotomotive der Felsen. Danach lohnt natürlich der aufsteigende Weg zum Leuchtturm auch. Alleine der Blick nach Norden auf die Südspitze von Korsika mit Bonifacios Klippen und die wild schäumende Westküste Richtung Süden runter ist traumhaft. Kurz vor dem Leuchtturm kommt noch eine kleine Siedlung mit eine geschützten Buchtstrand und einem windigen Surferstrand. Hier liegt auch ein sehr schönes Hotel, das "Colonna Grand Hotel Capo Testa", zu finden unter http://www.itihotels.it , das terrassenförmig oberhalb der Bucht liegt (+39-789-754950).

Die Tour des ersten Tages setzt sich fort entlang der wilden Westküste (Costa Paradiso) und ist ein Fahrgenuss für Auto- und Motorradfahrer.

Gegen Abend haben wir dann unser Ziel Castelsardo erreicht, eine Stadt mit einer Burg auf einer Halbinsel. Unser Hotel lag etwas südlicher einen Ort weiter, die 3 km waren aber kein Problem (Hotel "Rosa dei Venti", über HRS, online unter http://www.hotelrosadeiventi.com , empfehlenswert ).


Zum Thema Unterkunft:

Fast jede Ortschaft entlang der Küsten hatte Campingplätze, die im Vorbeifahren auch alle ganz ordentlich aussahen. Hotels vor Ort zu finden, und dann noch preiswertere, wird eher etwas schwierig. Wir haben deshalb die Route vorab geplant und dann über http://www.HRS.de und http://www.hotel.de passende und bezahlbare Quartiere gesucht und vorab gebucht. Diese haben in der Mai-Saison dann 66-74 Euro pro DZ/Ü/Frühstück inkl. Tax gekostet. Für das Geld kriegt man die meist nicht vor Ort.

Die Tour des 2. Tages führte dann über Sennori nach Sassari, das wir aber gleich wieder Richtung Porto Torres verlassen haben. Nach Umfahrung dieser Hafenstadt in nordwestlicher Richtung kommt man auf die Halbinsel, an deren Spitze Stintino liegt. Auf dem Wege dorthin passiert man die alten Salinen ( Fotos machen!: Torre delle Saline, teilweise Flamingos in der Lagune, ruhiger langer Natur-Sandstrand). In Stintino angekommen, kann man an dem idyllischen kleinen Hafen sitzen und erst mal die Atmosphäre dieses kleinen Hafen-Örtchens genießen. Ein Hotel haben wir auch dort gesehen (Hotel Restorante "Geranio Rosso", +39-79-523292, Via XXI Aprile 4, 07040 Stintino (SS) ). Zimmer-Appartement-Vermittlung online unter http://www.stintours.com . Vor Ort liegen in Restaurants werbefinanzierte Gratis-Faltpläne mit vorderseitig dem Stadtplan von Stintino und rückseitig von Alghero aus- sehr hilfreich für die Fortsetzung der Tour nach Süden Richtung Alghero.

Die Tour führt dann nach Süden Richtung Alghero, wobei wir erst einen Abstecher entlang der kleinen Straßen der Westküse über Palmadula nach Capo dell' Argentiera gemacht haben. Hier ist nicht viel los, aber sehenswert ist das alte verfallene Bergwerk direkt am Ende der Straße- wie im Wilden Westen kommt an sich hier vor...

Weiter nach Süden über die kleinen Neben-Straßen lohnt der Abstecher nach Porto Ferro zum Torre Bantine Sale. Herrlicher Blick über die Bucht von diesem alten Wachturm aus.
Über Porto Conte kommt man auf der Landstraße 127 nach Alghero, dessen Altstadt wir aus Zeitgründen und Nieselregen nur kurz durchstreift haben. Die Straße führt dann weiter nach Süden direkt entlang der Küste und man könnte an jeder Biegung halten und diese Schroffheit und Wildheit in Fotos einfangen.
Nach ca. 8 km erreicht man die Spilia di Cala della Sperenza, wo man eine schöne Bar an einer Bucht für eine Rast findet.

Nach weiteren 37 km Küstenstraße haben wir dann unser 2. Quartier, Bosa, gefunden. Bosa liegt an einem Fluß, ca. 2 km vom Strandbereich weg, im Landesinnern. Am Strand selber im Sommer ein paar Ristorante, in Bosa selber kaum etwas Preiswertes für s Essen zu finden gewesen. In Bosa sieht man auch, wie arm teilweise die sardischen Städtchen waren und sind. Also wir haben uns auf der Suche nach netten Restaurants oder Bars nen Wolf gelaufen und würden als Zwischenquartier deswegen im Nachhinein eher Alghero oder Umgebung 45 km davor empfehlen, da Lage und Auswahl dort wesentlich besser sind. Obwohl Bosa mit seiner über dem Ort thronenden Festung für einen Stop durchaus sehenswert ist.

Am nächsten Tag stand die Querung der Insel Richtung Ostküste an.
Man orientiert sich an Macomér auf der 129 und immer entlang der Insel-Schmalspurbahn. Ab Macomér orientiert man sich an der weiterführenden 129 Richtung Núoro. Achtung, zu unserem Besuch Bauarbeiten in Macomér, wodurch man zwangsläufig erst nach Süden aus der Stadt geleitet wird. Man muß dann die erste Möglichkeit gleich links auf die parallel führende Autobahn (131) wechseln (nach Norden, Ri. Sassari! orientieren) und dann an der nächsten großen Abfahrt auf die nach Osten führende Landstraße 129 Ri. Núoro abfahren. Dann ist man wieder richtig unterwegs.
In Núoro dann sollte man versuchen die Landstraße 129 nach Dorgali zu treffen. Das Städtchen ist etwas unübersichtlich und die 129/ Dorgali schlecht ausgeschildert. Tipp: Man fährt in der Stadt auf einen sichtbaren Bergrücken zu. Wenn man eine große bergab führende Straße rechts dieses Berges entlang in das Tal erwischt, ist an schon auf dem richtigen Weg, denn die 129 führt durch dieses rechte Tal. Auf der weiteren Fahrt hat man einen schönen Blick auf das am Gebirgshang liegende Olíena, bis man nach 16 km die Kreuzung nach Dorgali trifft. Hier biegt man rechts ein und erreicht bald die sehenswerte Ausgrabungsstätte "Serra Orrios" und kann sich auf die Spuren des Volkes der Nuragher begeben.
Am Eingang (€ 6,- Eintritt ) erhält man gratis ein DIN A4 Blatt mit der Lage aller Gebäude mit dazu und kann sich ein erklärendes Buch (in englisch und auch deutsch erhältlich) für die Zeit des Besuches gratis ausleihen. Eine sehenswerte Anlage, man durchschreitet mannshohe Mauern und Tore, alles nur aus Felssteinen geschichtet, und kann sich so in die Lebensweise dieses Volkes einleben. Auch hier war der Frühling von Vorteil: Überall blühende Blumen, wenig Leute in der Anlage, also top für Fotos. 2 h Zeit sollte an dafür einplanen, am kleinen Parkplatz am Eingang der Anlage gibt es dann außerhalb auch ein kleines Ristorante, um sich zu stärken. Überhaupt ist für den geschichtlich Interessierten Sardinien eine Fundgrube: alle paar Kilometer findet man auf der Karte die Reste eines nuraghischen Dorfes oder Siedlung verzeichnet. Meist sind diese auch mit braunen Hinweistafeln entlang der Straße ausgewiesen.

Unser nächstes Ziel war dann Orosei /Marina di Orosei an der sandigen Ostküste. Hier kann an in einer kleinen Bar "Peppes Bar" direkt am Strand ein Pannini mit was drauf (€ 3,-) und nen Cappucino (€ 1,80) oder Softdrink (€ 1,30) genießen. Hinterm Strand, getrennt durch ein Flüsschen, liegt die Anlage des "Club Hotel Marina Beach", eine schöne, weitläufige und große Anlage mit schönem großen Pool und eigenem Abschnitt mit Strandliegen. Ebenfalls zu finden unter http://www.itihotels.it, als deutsche Reiseveranstalter ist da FTI. Bis nach Orosei sind es ca. 2 km zu laufen.

Wir aber sind die Ostküste hoch Richtung Norden, an Siniscola und Budoni vorbei, bis zum Ort San Theodoro. Dieser kleine und schnucklige Küstenbadeort, mit maximal 2-3geschossigen Häuser, war ein Zufallstreffer in der Vorbereitung der Reise: Kleiner Ortskern, Geschäfte, ausreichend Restaurants, nördlich langer Sandstrand.
Auch das Hotel La Palma http://www.hotellapalma.net (email: hotellapalma@tiscali.it) war ein Glücksgriff: Nett, sauber, freundlich, ruhig und gut gelegen. Hier kann man ein paar entspannte Tage verbringen. Besitzer spricht kein Englisch!
Für Theodoro gibt es auch in den Läden Gratis-Stadtpläne (werbefinanziert). Gute Hilfe + Übersicht. Unter "Consortio Turistico San Theodoro" findet man im Internet sicher auch noch die anderen Hotels des Ortes.

Von hier aus sind wir dann am nächsten Morgen gut ausgeschlafen auf die Autobahn nach Olbia eingebogen und waren ruck-zuck frühmorgens am Flughafen, von dem der Flug nach Berlin startete.

Wichtig für unterwegs:
Auch tagsüber immer mit Abblendlicht fahren, sonst empfindliche Strafen möglich.
Außerorts maximal 90m/h, innerorts 30 km/h.
Kurzes Hupen hinter einem ist das Zeichen, dass einen jemand überholen will/wird. In engen Serpentinenstraßen vor engen unübersichtlichen Kurven kurz anhupen, damit der Gegenverkehr weiß, dass da jemand entgegen kommt.

Groß im kommen ist der Agrotourismus auf Sardinien. Überall findet man dazu Hinweise am Straßenrand. Ein paar Adressen haben wir aufgelesen, ohne deren Qualität zu kennen:

La Falatedda, http://www.wels.it/lafalatedda ;
Azienda Labia, http://www.agrilabia.com ;
Azienda Aratena Bed&Bredfast, Telti/Localiat Aratena, +39-789-47072, Nähe Olbia ;
Casa Manna, http://www.casamanna.it , P`to S. Paolo südlich Olbia ;
L´Olivastro, Padru/ Localita Budo, südl. Olbia, +39-789-45936 ;
Boltei, Padru/ Localita Boltei, südl. Olbia, +39-789-45 40 14 ;
Candela, Arzachena/Localita Candela, http://www.agritourismocandela.it ;
Azienda Olevà, südl. Olbia in Berchiddeddu, http://www.agrioleva.com ;

Sprache:

In den Hotels und Campinganlagen kommt man mit Englisch gut weiter. Auf den Dörfern und den Restaurants (obwohl einige an der Küste mehrsprachige Karten haben), sollte man etwas Italienisch können, um sich halbwegs verständigen zu können. Die Sarden sind ein sehr freundliches Volk und helfen gerne weiter- zumal wenn man denen etwas auf italienisch als Deutscher erzählt und man einen italienisch-deutschen Sprachschwall zurück bekommt- denn derjenige selber und der Schwager war ja damals in Deutschland arbeiten....

Preise:
An der Küste natürlich höher als im Landesinnern, aber sehr moderat (bis auf die Hotels).
In Restaurants wird immer das Gedeck (Coperti = Besteck + Decke+ Brot) mitberechnet. Hauptspeisen wie Fleischgerichte ca. 10 €, Meeresfrüchte-Risotto als Bsp. € 8,-. Pizza 5-9 €. Cappucino 1,50-1,80 €, großes Bier (Flasche) € 3,50.

Essenszeiten:

Man isst spät, also erst so ab 20:30-21:00 öffnen die Restaurants und der Koch schmeißt den Herd an. Für mittags empfehlen sich Bars, wo man leckere Pannini mit Käse oder sardischen Schinken für kleines Geld bekommt. Samt einem netten Gespräch.

Fazit:

Tolle Insel, tolle Landschaft, umwerfende Strände, sicher, sauber, freundliche Leute, gute Straßen, viel zu sehen und zu entdecken, bezahlbar,- und das blaueste Wasser, da ich seit langer Zeit gesehen habe.

Viel Spaß auf Sardinien!

Für die Tour um die südliche Inselhälfte lest bitte meinen Bericht unter "In 4 Tagen um das südliche Sardinien“